Werden Sie Tierschutzaktivist : Pflegeplatz

eine vielleicht unspektakuläre aber dennoch effektive Form Tierleben zu retten.

 

Vor Jahren wurden wir zufällig auf der Strasse angesprochen, ob wir uns mir vorstellen könnten, einen Hund für die Zeit bis zu seiner Vermittlung bei uns aufzunehmen.

Und die flapsigen Überlegung: „Ob wir jetzt mit einem oder zwei Hunden spazieren gehen, ist ja schließlich egal.“ hat unser Leben völlig verändert. Spätestens nachdem wir uns damit beschäftigten, woher unsere Pflegehunde kamen,  war alles anders.

Wenn ich eines ganz genau weiß: seit unserem ersten Pflegehund war keiner meiner Tage langweilig, unausgefüllt oder habe ich mich auch nur im Ansatz verzichtbar gefühlt.  Auch wenn jedes einzelne Pflegetier stets sein persönliches (lösbares) Problem mit sich brachte, so wuchsen wir alle gemeinsam mit unseren Privattieren an den Aufgaben und Anforderungen, die man an uns stellte. Wir haben alle davon profitiert.

Die durchweg positiven Erfahrungen mit den Tieren und auch der Besuch verschiedener Tötungsanstalten im Ausland bestärken uns jeden Tag darin, dass wir das Richtige tun.

Wir bekennen uns schuldig. Wir sind seit über 14 Jahren Wiederholungstäter: immer wenn wir Tiere in Not sehe überlegen wir, ob dieser Hund oder diese Katze nicht doch bei uns einen Platz finden könnte, um in Sicherheit zu sein. Und es macht uns traurig, wenn wir nicht helfen können.

Auch wenn ich genau weiß, dass das Tier uns wieder verlassen wird, sogar verlassen muss, fühle ich mich gut dabei. Denn einerseits kann man nur helfen, indem man die einen gehen lässt, damit wieder ein Plätzchen frei wird und andererseits trage ich ja aktiv dazu bei, dass unsere Zöglinge nur in allerbeste Hände kommen. Schließlich lernen wir ja die neue Familie kennen, können auf alle Vor- und Nachteile des Tieres hinweisen und dem Interessenten „ auf den Zahn fühlen“ bzw. ihn beraten, ob das Tier zu ihm passt. Schliesslich sollte auch der neue Besitzer ebenso glücklich über sein neues Haustier sein, wie das Tier, ein eigenes, schönes Zuhause ergattert zu haben.

Nicht jeder wird auf der Strasse angesprochen. Es gibt andere Bewegsgründe darüber nachzudenken, einen Pflegehund aufzunehmen:

Manche Familien wollen sich eigentlich einen eigenen Hund anschaffen. Der Hund, den sie sich ausgesucht haben, passt aber einfach nicht zu ihnen, wie sich aus dem Beratungsgespräch mit den Tierschützern ergibt. Ein anderer Hund, von der Rasse und vom Charakter viel geeigneter, befindet sich aber noch im Ausland und ist unmittelbar von der Tötung bedroht. Er bräuchte dringend Hilfe. Allerdings fehlt diesem zur glücklichen Rettung noch ein geeigneter Pflegeplatz. Ist das nicht ein Wink des Himmels?

 

Und während die einen spüren: ihr (aktueller) Pflegehund ist genauso wie sie sich immer ihren Traumhund vorgestellt haben, merken andere, dass der Pflegehund zwar ein Traumhund ist, aber besser in eine andere Familie passt. So wartet man, bis sich geeignete Interessenten melden und der Pflegehund in Zusammenarbeit von Tierschutzverein und Pflegestelle vermittelt wird. Und wenn es gut läuft, dann darf der nächste Notfall kommen und schon hat man zwei Leben gerettet.

Nicht wenige Menschen sind bereits Hundebesitzer, würden ihren Tieren auch einen Kumpel gönnen, aber sind nicht in der Lage die finanzielle Belastung für zwei oder mehr Hunde zu tragen.

Oder die Familie verreist viel mit dem Flugzeug oder hat andere Gründe, warum sie dauerhaft kein Tier aufnehmen kann. Ein Pflegetier ist da eine gute Lösung, wenn man eben nur für „ein Tier auf Zeit“ sorgen kann.

 

Was wird von einer Pflegestelle erwartet? Zeit, viel Liebe, Geduld, noch mehr Geduld und ein guter Staubsauger  ;o)
Als Pflegeplatz sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass Sie Tiere aus zweiter Hand übernehmen. Diese haben oft sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Einige sind ängstlich, andere müssen erst an Umweltreize gewöhnt werden, manche müssen auch noch tierärztlich versorgt werden und benötigen Pflege. Nicht alle sind sofort stubenrein und selbst wenn: Tiere schmutzen.

 

Ein guter Tierschutzverein stimmt das Pflegetier genau  auf die Pflegefamilie ab. Die charakterliche Passung muss stimmen, auch wenn das Tier nicht behalten werden soll. Denn nichts ist für einen Tierschutzverein wertvoller als eine zufriedene Pflegestelle.

Stimmen Sie speziell am Anfang die ersten Pflegetiere, wenn Sie noch nicht so viel Erfahrung haben auf Ihre Person ab. Bedenken Sie aber, nicht jeder Liebhaber großer, starker Rassen kann auch damit umgehen. Eine penible Hausfrau oder ein Fan kleiner Rassen wird an einer sabbernden Dogge genauso wenig Freude haben wie ein Rottweilerfan, den man mit einem Chihuahua beglückt. Der Pflegeplatz muss zum Pflegetier passen und auch mit ihm zufrieden sein. Denn wie will ich einem Interessenten einen Tier ans Herz legen, das ich subjektiv schrecklich finde, weil mir weder sein Temperament, noch seine Größe oder sein Charakter liegt.

Auch wenn man nicht zusammenbleibt, muss die Passung stimmen, schließlich kann es ja auch mal mehrere Wochen dauern, bis ein Tier den passenden Besitzer findet. Eine Pflegefamilie, die Schiffbruch erleidet wird sich diese Erfahrung kein zweites Mal antun und bleibt in Zukunft für die Tierrettung verloren. Daher ist es wichtig, dass Sie dem Tierschutzverein genau mitteilen, wie sich Ihre Familie zusammensetzt,  welche Vorlieben (Couch/Jogging) Sie haben und wie Ihr Leben insgesamt abläuft.

Seien Sie ganz ehrlich auch zu sich selbst. Wer vom eigenen Hund über Jahre wie ein Fähnchen hinterher gezogen wurde, liebt vielleicht Hunde, hat aber nicht wirklich Hundeerfahrung, auch wenn er mit Hunden aufgewachsen ist. Ich spreche da aus eigener Erfahrung.  Lassen Sie sich beraten. Manche Menschen haben evt. für einen Hund doch zu wenig Zeit und wären für Katzen schlicht besser geeignet, weil die es weniger übel nehmen, mehrere Stunden alleine gelassen zu werden. Ein Wechsel vom Hundepflegeplatz zum Katzenpflegeplatz ist, obwohl das von manchen Menschen befürchtet wird,  keine Degradierung  - für Katzenliebhaber sowieso nicht - sondern oft der schlauere Weg, Tieren zu helfen.

Aber auch nicht alle Katzen sind gleich. Ebenso wie sich Hunderassen vom ihren Eigenarten unterscheiden, so unterscheiden sich Katzen, durch ihre Rasse und Farbe und Alter in ihrem Wesen. Hinzukommt, dass ehemalige Freigänger und das sind die meisten unserer Südländer vielleicht nicht gerne bereit sind zu Stubentigern degradiert zu werden. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.

Wenn sich bereits Katzen in Ihrem Haushalt befinden ist es ganz wichtig, dass die Katzen zuvor tierärztlich untersucht und blutgetestet sind, um mögliche Ansteckungen  zu verhindern. Ich persönlich biete in den ersten Tagen den Pflegekatzen mein Bad an und lasse sie erst mit meinen Katzen zusammen, wenn die Testergebnisse negativ sind und der Tierarzt grünes Licht gegeben hat.

 

 

Was kommt finanziell auf mich als Pflegestelle zu?

Der Verein sollte eine Vereinshaftpflicht abgeschlossen haben. Die Gemeinden sind Tierschutztieren auf Pflegestellen bezüglich der Hundesteuer meist großzügig. Normalerweise übernehmen die Tierschutzvereine nach Absprache die  Tierarztkosten und wenn gewünscht auch die Futterkosten, nur eben keine Luxusmarke. Der Verein wird Ihnen wenn gewünscht Futterschüsseln, Leine, Halsband und eine Liegedecke oder entsprechend einen Kratzbaum  zur Verfügung stellen. Dafür nimmt die Pflegestelle bis zur Vermittlung das Tier kostenlos in der Familie auf.

 

Ein schlauer Verein wird sich mit der Pflegefamilie absprechen, an welche Interessenten das Tier vermittelt wird. So hat der Verein sicher eine größere Vermittlungserfahrung, was den Ablauf und die Vermittlungsvoraussetzungen betrifft. So sollte bei der Adoption von Hundewelpen eine Rundumbetreuung gewährleistet sein, während Babykatzen niemals alleine vermittelt werden sollten. Dafür kann aber der Pflegeplatz über die Eigenheiten des Tier viel genauer berichten und kann über den Charakter und Angewohnheiten ganz präzise Auskunft geben und auch sagen, ob die neuen Besitzer auch zum Tier passen. Und ebenso, wie man sich auf sein Herz verlassen muss, wenn man selbst ein Tier in die Familie aufnimmt, so gilt auch hier: zur glücklichen Vermittlung ein uneingeschränkt gutes Gefühl, dass die Interessenten die Richtigen sind.

 

Sag beim Abschied leise Servus….

Es gibt viele Leute, die jetzt sagen: „Das könnte ich nie! Ich könnte nie ein Tier hergeben, wenn es mal bei mir gelebt hat.“  Dann kann ich nur ihr eigenes Haustier beglückwünschen, weil es bestimmt nie ein Tierheim von innen sehen muss.

Ich trenne mich nur von Pflegetieren, wenn ich genau weiß, dass es meinen Lieblingen weiterhin gut oder sogar besser gehen wird. Viele meiner Sorgenkinder verbessern sich: sie haben eine ganze Familie für sich und müssen nicht mit anderen Tieren die Liebe und Aufmerksamkeit teilen.

Und wenn man bei der Vermittlung ein gutes Gefühl hat, nämlich dass man die beste Familie fürs Tier ausgesucht hat, dann wird das Loslassen leichter als gedacht.

 

Oftmals ist es auch eine Erleichterung, denn während sich bei uns ein gut gepäppelter Liebling auf dem Sofa räkelt, der es auch in einer anderen (Pflege-) Familie gut hätte, hat mich bereits eine Freundin auf einen Kandidaten in einer Tötungsanstalt aufmerksam gemacht, den kein anderer aufnehmen kann oder will. Ein Pflegeplatz wächst mit seinen Aufgaben und so haben wir uns mit den Jahren an große vornehmlich spanische Hunde herangefummelt und festgestellt, dass sie bei richtiger Pflege ganz hervorragende liebevolle Familienhunde sein können. Oder wir nehmen medizinische Notfälle auf, die andere Vereine nicht aufnehmen können. In der Familie hätschelt es sich einfach besser. Und während für die kritischen Wochen manchmal ein erfahrener Pflegeplatz lebensrettend sein kann, so wäre es auch oft möglich ihn im Anschluss an diese Zeit, bis zur endgültigen Vermittlung, auch in einer anderen Pflegefamilie unterzubringen, um einem anderen Notfall eine Chance zu geben.

Manches Problemkind entwickelt sich zum ganz normalen, pflegeleichten  Hund und da wären wir froh, wenn wir diesen an Leute weitergeben könnten, die auf ihn bis zur Vermittlung aufpassen, während unsere Familie wieder dem helfen kann, der unsere Hilfe akut nötiger hat. Und wir sind mit dieser Sehnsucht nicht allein.

 

Was habe ich davon?

Es ist nicht nur der Gotteslohn oder das Wissen, dass man etwas Gutes tut. Die Belohnung besteht in erster Linie aus den Fortschritten, die die Tiere jeden Tag machen, sobald sie merken, dass sie bei den Guten gelandet sind, wo sie keine Strafen oder Misshandlungen zu erwarten haben.

Die Glücksmomente, wenn aus einem Angstpaket ein Tier wird, das wieder Lebensfreude entwickelt und die ersten zaghaften Spielversuche startet und wenn einem aus einem vermeintlich Todgeweihten das Leben wieder anblickt. Es sind vor allem diese zufriedenen Augen, die uns bereichern. Und die Tage an denen uns Mails, Bilder oder Briefe erreichen, die von unseren „ Ehemaligen“ berichten, die ihre Familien erfreuen und richtig glücklich machen. Solche Tage sind gute Tage im Tierschutz.

 

Wir suchen immer wieder Pflegeplatze im Raum Heidelberg, Mannheim, Ludwigshafen oder Gießen für unsere Hunde und Katzen. Schön wäre, wenn Sie schon etwas Erfahrung mit den entsprechenden Tieren hätten. Doch keine Sorge: wir retten keine Tiere nach Wild-West-Manier sondern arbeiten vertrauensvoll Hand in Hand mit den Tierschützern im Ausland. Man muss kein studierter Tierpsychologe sein. Tiere, bei denen wir nicht 100%ig sicher sind, ob sie für den bestimmten Pflegeplatz geeignet sind, nehmen wir zunächst erst in der eigenen Familie auf, beobachten sie einige Tage und geben sie erst dann an den Pflegeplatz weiter. Sicher ist sicher.

Bedenken Sie, dass wir Sie um so besser betreuen können, je mehr Sie in unserer Nähe wohnen. Wir freuen uns grundsätzlich über jedes Pflegeplatzangebot, "vermitteln" aber Pflegestellen bei größeren Entfernungen dann lieber an befreundete Vereine, die sich gegebenenfalls in Ihrer Nähe befinden.

 

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